Vor 35 Jahren sorgten mutige Bürger:innen dafür, dass die Berliner Mauer fiel. Unter dem Motto „Haltet die Freiheit hoch“ wird am 9. November in Berlin mit einer kilometerlangen Open-Air-Installation das Ende der SED-Diktatur gefeiert. Denn Freiheit und Demokratie sind auch heute keine Selbstverständlichkeit - wie wir besonders in diesen Tagen feststellen können. Umso wichtiger, dass wir sie immer wieder verteidigen.
Die Geschichte der Friedlichen Revolution wird auf der ganzen Welt als eine Geschichte der Hoffnung weitererzählt. Teile der Berliner Mauer sind mittlerweile als Symbol der Freiheit auf allen Kontinenten zu finden. Denn während die Berliner möglichst schnell alle Spuren der Mauer beseitigen wollten, gab es außerhalb Deutschlands ein großes Interesse an den Resten. Auf unterschiedlichsten Wegen fanden sie zu ihrem neuen Standort. Ein paar der Orte stellen wir Ihnen heute vor.
Mexiko
„Den Toten zur Ehre, den Lebenden als Mahnung“ prangt auf der kleinen Infotafel des Mauerteils in Mexiko-Stadt, das zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 an einer deutschen Schule aufgestellt wurde. Zu den Klängen mexikanischer Volksmusik und Beethovens „Ode an die Freude“, wurden die Mauerteile enthüllt.
An dem Festakt nahmen unter anderem auch der mexikanische Staatspräsident Carlos Salinas de Gortaris, der damalige Bildungsminister und der damals noch amtierende stellvertretende Ost-Berliner Oberbürgermeister, Hartmut Hempel, teil. 30.000 Mark wurde für zwei Blöcke der Mauer gezahlt, der Erlös kam der Charité zugute.
Großbritannien
Ein großer, aufgerissener Mund ruft den Besuchern des Imperial British War Museum in London zu: „Change your life“. Dieses Mauerteil befindet sich seit Beginn der 1990er Jahre vor dem Museum und wurde vom Mauerkünstlers Jürgen Große alias Indiano gestaltet. Es soll direkt vom Brandenburger Tor stammen.
Vatikan
1994 wurde ein Mauersegment in den Vatikanischen Gärten eingeweiht. Es befindet sich an der Allee des Heiligen Benedikt, des Schutzpatrons Europas. Neben dem Mauerstück ist auch eine Gedenktafel mit einem Zitat aus der Amtsantrittsrede von Papst Johannes Paul II vom 22. Oktober 1978 angebracht: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus! Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme. Habt keine Angst!“
Spanien
Bereits ein Jahr nach dem Mauerfall wurde im Parque de Berlín, im Norden der spanischen Hauptstadt Madrid, ein Mauerdenkmal aufgestellt.
Fast wären die Original-Graffiti in den 90ern von Mitarbeitern der Stadtreinigung abgewaschen worden. Diese dachten, Jugendliche hätten die Steine besprayt und wollten das Denkmal von den Schmierereien befreien. Das konnte durch die Stadtverwaltung zum Glück noch rechtzeitig verhindert werden. Damit so etwas nicht noch einmal passiert, bekam das Denkmal später einen Schutzanstrich.
USA
In den USA sind viele Mauerteile zu finden. Eins befindet sich zum Beispiel im Armeestützpunkt Fort Knox, einem Hochsicherheitsgebiet der USA, an dem mehr als 4.500 Tonnen Gold als Staatsreserve lagern. Den aufwendigen Transport rechtfertigte der damalige Kommandeur der US-Streitkräfte in Berlin, Generalmajor Raymond D. Haddock General damit, dass „dieses Monument zur ewigen Mahnung“ dienen könne. Es sei eine Erinnerung daran, dass „Ideen, die auf menschlichen Werten fußen, stärker sind als Mauern“.
Ein anderes Mauerteil liegt in Portland und gehört dem DiMillo’s On the Water Restaurant im Hafen von Portland/Maine. Es wurde dem Restaurant 1996 von einem Unbekannten gegen eine Aufwandsentschädigung von 300 US-Dollar für den Transport geschenkt. Auf einem Segment steht: „Forget not the tyranny of / this wall / horrid place. / Nor the love / of freedom that / made it fall / laid waste“.
Südkorea
30 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt stehen fünf Mauerteile. Sie sind ein Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands und stehen für die Hoffnung auf eine friedliche Vereinigung beider koreanischer Staaten. Der Bürgermeister der südkoreanischen Grenzstadt Uijeongbu entdeckte sie bei einem Deutschlandbesuch in Teltow.
2013 wurden sie im „Uijeongbu Station Neighborhood Park“ aufgestellt, der schrittweise zum Friedenspark umgebaut wird. Zwischen den Mauerteilen befindet sich ein Nachbau des Brandenburger Tores.
Südafrika
Mitten in der Fußgängerzone in Kapstadt steht das Mauerstück, das der südafrikanische Präsident Mandela bei einem Staatsbesuch in Berlin persönlich ausgewählt hatte. Im Sommer 1996 wurde es von der Bundesmarine von Wilhelmshaven auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ nach Südafrika gebracht.
Dass der Fall der Berliner Mauer und die Freilassung von Nelson Mandela zeitlich eng beieinander lägen, sei mehr als ein historischer Zufall, sagte der damalige deutsche Botschafter bei der Übergabe des Mauersegmentes. Und die Geschäftsführerin der Mandela Rhodes Foundation, vor der das Mauerstück steht, beschreibt die Bedeutung so:
„Ein Stück Berliner Mauer vor unseren Büros symbolisiert beides: Wie weit wir damit gekommen sind, politische und soziale Freiheiten in Südafrika zu erreichen, aber auch die Art und Weise, wie wir weiterhin gespalten sind. (…) Es ist auch eine Erinnerung daran, dass der Kampf um Freiheit ein globaler ist, dass wir nicht alleine mit unseren Bemühungen sind.“
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Vielen herzlichen Dank an die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die uns die Informationen und Fotos zur Verfügung gestellt hat. Weitere weltweite Standorte der Berliner Mauer und ihre Geschichten finden Sie auf: www.berliner-mauer-weltweit.eu
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