"Wenn es um die Rechte und Wohlergehen von Kindern geht, denken Investoren vielleicht, dass es bereits hinreichende Vorschriften gibt. Die Regierungen haben Regeln aufgestellt und man hört nur noch selten von Kinderarbeit.“ Jan van de Venis, ein Anwalt aus Amsterdam, der sich als Ombudsmann für künftige Generationen und Menschenrechte einsetzt, kann diesen Eindruck nachvollziehen, ist aber kritisch. "Ja, es steht viel auf Papier, aber letztendlich muss der Markt es in der Praxis umsetzen. Und genau daran hapert es. Allein in den Niederlanden ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder an Asthma erkranken, fünfmal höher als in anderen europäischen Ländern. In der Gegend um IJmuiden, in der Provinz Nordholland, einem bedeutenden Seehafen der Niederlande, ist Asthma sogar zehnmal so häufig wie an anderen Orten. Die Regierung tut zu wenig."
| Gib Kindern eine Zukunft.Lege dein Geld enkeltauglich an. |
Van de Venis ist der Meinung, dass Unternehmen künftige Generationen bzw. einen "Future Effect Report" in ihre ESG-Berichte aufnehmen sollten. Zusätzlich sollten sie auch ihre Geschäftspartner und deren Praktiken in weiter entfernten Ländern stärker überprüfen. "Das wäre ein guter Anfang. Derzeit ist es für viele Unternehmen zu einfach. Nur zwei Prozent der 700 größten Unternehmen weltweit erfüllen die Sorgfaltspflichten der OECD-Richtlinien."
Eine gute Zukunft für Kinder erfordert weitreichende Maßnahmen
Das Thema "Future Generations" passt zum Engagement von Triodos Investment Management für eine nachhaltige Welt, sagt Investmentexperte Sjoerd Rozing. "Kinder sind die Zukunft. Und es ist diese Zukunft, um die wir uns Sorgen machen müssen. Ernährungsprobleme bei Kindern sind weit verbreitet. Das sieht man sogar in Europa: Kinder, die zu wenig oder ungesund essen. Investoren können hier eine Rolle spielen, indem sie in Unternehmen investieren, die gesunde Lebensmittel für Kinder anbieten. Relevante Bereiche sind auch Medizin und Bildung.."
Rozing ist nicht der Meinung, dass nur die Regierung diese Aufgabe übernehmen sollte. "Dann landet man in der gleichen Diskussion wie beim Klimawandel: Sollte die Regierung nicht diejenige sein, die sich um ein so großes Problem kümmert? Ja, es sind strenge Vorschriften nötig, aber auch Unternehmen, Investoren und Verbraucher müssen ihren Teil dazu beitragen."
Es ist nicht gewollt, nur schädliche Aktivitäten ausschließen, sondern auch Unternehmen für ihre soziale Verantwortung zur Rechenschaft ziehen. Kapitalgeber haben die Möglichkeit, die Interessen künftiger Generationen auf die Tagesordnung zu setzen. Rozing: "Immer mehr Unternehmen schauen nicht mehr nur auf den Shareholder Value, sondern auf die Interessen aller Stakeholder. Wir glauben, dass künftige Generationen auf diese Liste der Stakeholder gehören."
“Unternehmen, die sich für die Verbesserung der Situation von Kindern heute und in Zukunft einsetzen, bieten auch in Bezug auf die Rendite eine attraktive Investition. Das macht das Wohlergehen von Kindern und das Wohlergehen zukünftiger Generationen zu einem guten Investitionsthema”, schlussfolgert Rozing.
Zentrale Herausforderungen: Klima, Biodiversität und Wasser
Van de Venis: "Biodiversität und Klima sind Zeitbomben, die wir an zukünftige Generationen weitergeben. In Asien oder Afrika gibt es immer mehr extreme Wetterbedingungen, wie zum Beispiel Wasserknappheit in dicht besiedelten Gebieten in Thailand und Bangladesch. Das kann Dürre und Trinkwasserknappheit bedeuten und sogar zu bewaffneten Konflikten führen. Ebenso passieren Überschwemmungen aufgrund von übermäßigen Regenfällen. An diesen Orten ist sauberes Trinkwasser bereits viel teurer als in Ländern wie den Niederlanden."
Van de Venis weist darauf hin, wie wichtig die Sensibilisierung ist. Zu den Möglichkeiten, dies zu tun, gehört die Nutzung von Instrumenten wie dem Kinderrechtsindex der Unicef, den Investoren in ihre ESG-Prüfungen einbeziehen können. In den Niederlanden arbeitet das Lab Future Generations an “Future Impact Reports”. Diese ermöglichen es Unternehmen, die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf zukünftige Generationen zu verdeutlichen.
Van de Venis ist sich bewusst, dass es mehr braucht, als nur das Abhaken von Punkten. "Bei allem, was man tut, sollte man sich immer fragen, was der Mehrwert für zukünftige Generationen ist. Innerhalb von Unternehmen kann dies durch eine Zuständigkeit für zukünftige Generationen oder die Umwelt im Vorstand sichergestellt werden.. Davon sind wir noch weit entfernt, aber es gibt hoffnungsvolle Beispiele. Das Bekleidungsunternehmen Patagonia hat kürzlich beschlossen, seine gesamten Gewinne für den Kampf gegen den Klimawandel zu verwenden." Er weist auch auf den Trend hin, dass Naturschutzgebiete Rechte erhalten, manchmal durch die Umwandlung in eine juristische Person. So können Menschen und Unternehmen für ihr Verhalten gegenüber diesen Gebieten zur Verantwortung gezogen werden, z. B. für umweltschädigende Aktivitäten.
Die Auswahl der richtigen Unternehmen
Rozing schließt nicht nur Unternehmen aus, die Menschen und der Umwelt schaden, sondern wählt explizit Unternehmen, die nachweislich zu einem besseren Wohlergehen von Kindern beitragen, z. B. durch einen positiven Beitrag zu guter Ernährung, Hygiene und sauberem Trinkwasser. "Wir denken auch an Dinge wie Kinderbetreuungseinrichtungen in Unternehmen. Kinder können mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen, und gleichzeitig wird man als Arbeitgeber attraktiver und erhöht die Mitarbeiterbindung. Kurzfristig kostet das zwar Geld, aber es wird sich auszahlen."
Die Unternehmen müssen die nachhaltigen Kriterien erfüllen, die Triodos Investment Management für alle seine Fonds anwendet. Wichtige Kriterien für den Triodos Future Generations Fonds sind die Verhinderung der Ausbeutung von Kindern, der Zugang zu Grundbedürfnissen und eine gesunde Ernährung. Natürlich müssen die Unternehmen auch eine solide finanzielle Basis haben. "Die Strategie ist noch neu, so dass es schwierig ist, eine finanzielle Erfolgsbilanz vorzulegen. Wir haben jedoch ein Portfolio von 32 börsennotierten Unternehmen, die Gutes bewirken. Damit geben wir Anlegern ein Instrument an die Hand, mit dem sie nicht nur Rendite, sondern auch Wirkung erzielen können.
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