Lassen Sie uns an dieser Stelle mit ein paar Fakten beginnen. Das Statistische Amt der Niederlande (CBS) veröffentlichte vor Kurzem eine Übersicht zum Vermögen der niederländischen Haushalte. Daraus geht hervor, dass deren Nettovermögen in den letzten zehn Jahren um 46 % gestiegen ist. Das ist vor allem auf die höheren Immobilienpreise zurückzuführen, geht aber zugleich mit einer höheren Verschuldung einher – was eine höhere Verschuldung in der Bilanz bedeutet.
In der Folge werden die Haushalte anfälliger für fallende Immobilien- oder Aktienpreise – weil die Verschuldung gleich bleibt, während sich die Aktivseite der Bilanz verschlechtert. Doch nicht allein die Haushalte sind anfälliger geworden. Auch das Nettovermögen ist im gleichen Zeitraum ganze 25 % schneller gewachsen als die Wirtschaft. Mit anderen Worten: 25 % der Vermögenswerte haben nichts mit der Realwirtschaft zu tun. Damit ist es eine Frage des Systems.
Die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Nettovermögen entspricht dem internationalen Trend. Laut einem McKinsey Bericht hat der Anstieg des Privatvermögens in den zehn größten Ländern seit der Jahrhundertwende das BIP-Wachstum um mehr als 50 % übertroffen.
Denken wir an die Tulpenmanie, denken wir an die Dotcom-Blase. Wenn wir behaupten, diesmal sei alles anders, dann leugnen wir die Gültigkeit unserer wirtschaftlichen Prinzipien.
Wir könnten an diesem Punkt natürlich argumentieren, dass dies nun mal die "neue Normalität" ist. Dass die himmelhohen Bewertungen von Immobilien, Aktien oder Kryptowährungen auf eine neue Realität zurückzuführen sind. Dass die Anziehungskraft der wirtschaftlichen Schwerkraft einfach schwächer geworden ist. Und dass die Bewertungen in den Himmel steigen können – losgelöst von der wirtschaftlichen Realität. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Welt an solche Märchen glaubt. Stichwort Tulpen oder Dotcom, Sie erinnern sich?
Kommen wir also zur wahren Geschichte – und damit zur Geldpolitik. Die niedrigen Zinssätze stützen die Immobilienpreise und das Preis-/Gewinnverhältnis. Niedrige Zinssätze ermöglichen es den Menschen, mehr Kredite aufzunehmen, während Investitionen keine allzu hohen Renditen erzielen müssen, um rentabel zu sein.
Ein weiterer Teil der Geschichte ist sicher auch die Selbstüberschätzung einer jungen Generation, die noch nie Investitionsverluste oder fallende Immobilienpreise erleben musste. Und die es für selbstverständlich hält, dass die Zentralbanken den Finanzmärkten den Rücken freihalten. All das findet seinen Höhepunkt übrigens in den Kryptowährungen. Alles Neue wird zu einer Blase aufgeblasen, ohne jegliches Wissen um Nutzen und Risiken.
Der Schneeball wird größer
Wo soll das enden? Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass diese Art von Ungleichgewicht lange Zeit währen kann. Und mit jedem, der hier einsteigt, wird das Schneeballsystem verlängert.
Die Frage ist nun, wer eigentlich der größte Narr in diesem Spiel ist: Wer bis zuletzt im Markt mitmischen will und daran festhält, dass eine extreme Überbewertung normal ist? Oder wer aus dem Spiel aussteigt, weil es völlig losgelöst von den zugrunde liegenden realen Werten ist?
Ich fürchte, im Moment bin ich der größte Narr.
Vielen Dank für den Kommentar!
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