Durch die industrielle Landwirtschaft wird der Boden ausgebeutet und immer unfruchtbarer. Währenddessen wächst die Menschheit und verbraucht mehr und mehr Energie und Rohstoffe. Die Klimakrise und das massenhafte Aussterben von Tier- und Pflanzenarten bedrohen die Stabilität unserer Ökosysteme. Die massive Umweltverschmutzung beeinflusst unsere Gesundheit grundlegend. All das zeigt sich schon heute in Ernteausfällen, Wasserknappheit, Wetterextremen und Pandemien.
Der Permakulturansatz wählt einen anderen Weg, bleibt innerhalb der Ökosysteme und will die Lebensgrundlagen für Menschen und ihre Mitwelt dauerhaft erhalten. Der Begriff Permakultur, aus dem Englischen: “permanent agriculture”, zu Deutsch: “dauerhafte Landwirtschaft”, wurde Ende der 70er-Jahre von den beiden Australiern Bill Mollison und David Holmgren geprägt.
Bill lehrte in den 60er Jahren an der “University of Tasmania” Umweltpsychologie, als der Bericht “Die Grenzen des Wachstums” vom “Club of Rome” über die Lage der Menschheit und die unaufhaltsame Zerstörung der Umwelt erschien. Dieser Bericht und die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft erschütterten Bill heftig und er beschloss, dem mit aller Kraft entgegenzuwirken.
Gemeinsam mit David, einem Umweltdesign-Studenten, entwickelte er über Jahre hinweg das Konzept der Permakultur.
1978 veröffentlichte er dann das Buch “Permaculture One” mit dem Untertitel “Ein mehrjähriges landwirtschaftliches System für menschliche Siedlungen”, für das er drei Jahre später mit dem “Right Livelihood Award” ausgezeichnet wurde, dem alternativen Nobelpreis.
Bill und David erprobten und entwickelten das Konzept immer weiter und bezogen zunehmend soziale Aspekte ein. Heute wird Permakultur eher als “permanent culture” übersetzt, also als ein System zur Entwicklung einer nachhaltigen Lebens- und Lebensraumgestaltung.
Eine positive Antwort auf die großen Probleme unserer Zeit
Dabei geht es um eine positive Antwort auf die großen Probleme der Menschheit: schwindende Ressourcen, Klimakrise, Artensterben, soziale Ungleichheit ...
Permakultur ist eine Kultur, die die Lebensgrundlagen für Menschen und ihre Mitwelt dauerhaft erhalten will. Ihre Gestaltungsprinzipien können auf alle Lebensbereiche menschgemachter Systeme, also von Landwirtschaft bis Bildung, angewandt werden. Der Fokus liegt auf jeden Fall darauf, die Prozesse aus der Natur zu beobachten, zu kopieren und zu nutzen, statt beständig Energie aufzuwenden, um gegen sie zu arbeiten.
Permakultur ist ein ganzheitliches Konzept, das keine Fertiglösungen von der Stange liefert, wie man sie in der modernen Gesellschaft erwartet. Permakulturell gestaltete Systeme sollen sich mit nur geringen Eingriffen und niedrigem Energie- und Kostenaufwand möglichst selbst erhalten und regulieren.
Dafür muss man allerdings äußerst genau die jeweiligen örtlichen und situativen Gegebenheiten, sowie die Bedürfnisse aller betroffenen Lebewesen und Lebensweisen kennen und berücksichtigen. Außerdem werden die ökologischen Zusammenhänge und die ihnen zugrunde liegenden Wiederholungen und Abwandlungen einbezogen. In der Permakultur spricht man von "Muster". Das alles ist die Voraussetzung und Basis für eine zukunftsfähige Gestaltung.
Um aktiv zu wirklicher Veränderung in unserer Gesellschaft beizutragen ist eine klare Positionierung auf eine Wertebasis essenziell.
Für die Formulierung der ethischen Grundsätze für das Konzept der Permakultur haben sich Bill und David an indigenen Gemeinschaften wie der 40.000 Jahre alten Kultur der australischen Aboriginies, welche seit jeher im Einklang mit der Natur leben, orientiert.
Die Grundsätze lauten:
- „Earth Care“ – Trage Sorge für die Erde, also was kann dein Projekt zum Erhalt, zur Pflege und zum achtsamen Umgang mit unserer Erde beitragen?
- „People Care“ - Trage Sorge für die Menschen und dich selbst, also was kann dein Projekt zur Pflege und zum achtsamen Umgang mit unseren Mitmenschen und natürlich dir selbst beitragen?
- „Fair Share“, also was kann dein Projekt zum achtsamen Konsum, zur gerechten Verteilung und dem Nutzen von Ressourcen beitragen?
Neben den Grundsätzen, der sogenannten Permakultur-Ethik, bietet die Permakultur ebenfalls Prinzipien. Diese sind so etwas wie Merksätze, die Eigenschaften von Ökosystemen abbilden und mit denen wir in der Projektplanung dann arbeiten können. Darauf möchte ich gerne im nächsten Beitrag näher eingehen.
Zur Person
Lauritz Heinsch ist unter anderem Diplom Permakultur Designer und Tutor an der Permakultur Akademie Berlin. In seinem „Büro für sozialen Humusaufbau“ entstehen Projekte, die die nachhaltige Entwicklung, insbesondere zu sozialem Zusammenleben, Umwelt-, Naturbewusstsein, Handwerk, mediale Gestaltung und ökologischen Lebensweisen unterstützen. Alle Projekte finden deutschlandweit statt und dienen dazu unsere Lebensqualität, sowie die unserer Mitwelt aktiv zu fördern. Büro für sozialen Humusaufbau –
- www.sozialhumus.de
- Instagram - @sozialer_humusaufbau
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