Viele nachhaltige und innovative Projekte und Unternehmen bekommen von Banken nur schwerlich einen Kredit, weil das Finanzierungsvolumen schlicht zu niedrig ist. Die nachhaltige Crowdinvesting-Plattform bettervest bietet dagegen genau für diese Fälle Lösungen. Das kann eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Anleger*innen sein. Marilyn Heib, CEO von bettervest, erklärt, warum.
bettervest hat sich – genau wie die Triodos Bank – zum Ziel gesetzt die Nachhaltigkeit voranzubringen. Beide wollen Menschen dazu bewegen, ihr Geld positiv wirken zu lassen. Wie funktioniert das bei bettervest?
Marilyn: bettervest ist darauf spezialisiert nachhaltige Energieprojekte zu finanzieren. Aber nicht nur das, bei den meisten Projekten steht auch die soziale Nachhaltigkeit im Zentrum. Über 50 Prozent unserer Projekte stammen inzwischen aus dem Ausland. Dauerhaft sollen das bis zu 80 Prozent sein. Wir schauen uns in jedem Projekt die Social-Impact-Faktoren an. Für uns ist das ein ganz wichtiger Entscheidungs-Baustein. Es geht natürlich um finanzielle Fragen wie, „Ist ein Projekt rentabel?“ „Gibt es genug Sicherheiten?“ Der Impact spielt eine große Rolle. Wenn die positive Wirkung, die durch ein Projekt entsteht, groß ist, spielt das eine wichtige Entscheidung dafür, ob wir ein Projekt funden wollen oder nicht.
bettervest ist seit gut acht Jahren am Markt. Gibt es ein Projekt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Schön sind immer solche Projekte, die neben der CO2-Einsparung auch eine soziale Wirkung haben, wie etwa die Beschaffung von Arbeitsplätzen. In Erinnerung geblieben ist mir ein Projekt, das wir in Kenia erfolgreich gefundet haben. Das Projekt heißt Bidhaa Sasa. Es wurde von Frauen gegründet. Sie verkaufen klimafreundliche Kochherde und sauberen Strom für Familien in Kenia. Das Vertriebsmodell zeichnet sich durch einen einzigartigen Ansatz aus: Im Stil von Tupper-Partys vertreibt Bidhaa Sasa seine Produkte auf dem direkten Vertriebsweg, indem es die sozialen Netzwerke der ländlichen Bevölkerung, vor allem von Frauen, nutzt.
Sucht ihr gezielt Unternehmungen aus, die von Frauen geleitet werden?
Wir suchen nicht gezielt nach Unternehmen, die von Frauen geführt werden. Aber ich als Frau und Maschinenbauingenieurin weiß, wie es in einer „Männerwelt“ abläuft. Ich bin gerne mit Männern zusammen (lacht) aber ich freue mich immer sehr, wenn ich mit Frauen zusammenarbeiten kann. Es geht dann öfter viel mehr um die sozialen Themen. Wir tauschen uns aus, unterstützen uns, geben Tipps. Ich merke einfach, wenn es um Projekte von Frauen geht, bin ich offener. Vielleicht ist das unfair (lacht) aber dabei handelt es sich meist um ganz großartige Projekte.
Wer Geld investiert, sucht nach Informationen. Wie und wo kann man bei bettervest – neben der Website – mehr über euch und die Projekte erfahren?
Ich möchte alle Interessierten zu einem persönlichen Gespräch einladen. Wir sitzen in Frankfurt in der Falkstraße. Dort kann man gerne vorbeikommen. Wir organisieren auch gerne Zoom-Konferenzen, damit man die Gesichter hinter bettervest kennenlernen kann. Wir betreiben bettervest aus Überzeugung. Es gibt so viele Projekte, die das Geld der Crowdfunder benötigen und die Großartiges und Nachhaltiges bewegen. Man kann nicht nur uns hinter der Plattform kennenlernen, sondern auch die Projektinhaber selbst, die bereit sind für persönliche Gespräche. Wir freuen uns auf den Austausch! Zu jedem Projekt gibt es darüber hinaus mindestens ein Webinar, dem man als Investor anonym beiwohnen kann.
bettervest ist eine Crowdinvesting-Plattform. Warum ist euch der wirtschaftliche Aspekt wichtig? Wäre Crowdfunding im Sinne von Spenden nicht auch ein gangbarer Weg?
Wir haben uns dafür entschieden, weil es in diesem Bereich eine Lücke gibt. Die Firmen und Projekte, in die über unsere Plattform investiert werden kann, machen oft eine Entwicklung durch. Viele sind zunächst NGO-Projekte. Das heißt, dass sie mit Förderungen oder Spenden beginnen. Dann, wenn es um mehr geht, wenn die Projekte wachsen wollen und sich zu einem richtigen Business entwickeln möchten, kommen wir ins Spiel. Spenden-Projekte sind darüber hinaus oft auch vom Finanzierungsvolumen limitiert. Wenn das Geschäftsmodell gezeigt hat, das trägt sich, das ist gut – dann braucht man meist einen Kredit.
Eine Bank kommt dann nicht infrage?
Nein, in den meisten Fällen nicht. Das Problem ist, dass diese Kredite sich oft im Rahmen von 100.000 € bis 2.000.000 € bewegen. Dafür gibt es keine oder kaum Banken, die das finanzieren. Der Prozess bei Banken ist viel zeitaufwendiger und komplexer. Das lohnt sich in vielen Fällen einfach nicht. Crowdfunding schließt diese Lücke. Wir fangen bei 100.000 € an, nach unseren Erfahrungen wird es für Banken oft erst ab einer Höhe von 2-3 Mio. € interessant, sich ein Projekt anzuschauen. Diese Lücke besteht seit Jahrzehnten. Crowdlending hat diese Lücke geschlossen.
Was unterscheidet bettervest von anderen „grünen“ Investmentmöglichkeiten, zum Beispiel von Investmentfonds?
Banken und Fonds arbeiten ganz anders: Sie müssen auf Größe, auf Masse gehen. Dabei spezialisieren sie sich auf eine bestimmte Technologie, wie Solar oder Wind. Dort haben sie dann eine hohe Expertise. Crowdfunding ist offener. Wir bei bettervest waren schon immer Ingenieur-lastig und technologiegetrieben. Jede Art von Technologie, die CO2 einspart, wollen wir uns anschauen. Wir haben alle Freiheiten und können Investoren die Möglichkeit geben auch mal andere Dinge zu finanzieren. Nicht immer nur Solar, nicht immer nur Wind. Dabei handelt sich um andere Technologien, die auch benötigt werden. Die Energiewende findet in allen Sektoren statt. Wir brauchen also unterschiedliche Technologien. Das schöne für einen Crowdinvestor ist, dass er sich sein Portfolio selbst zusammenstellen kann und unterschiedliche Technologien und Ideen unterstützen kann.
Ihr ratet Anleger*innen auch, das Portfolio zu diversifizieren…
…genau. Optimalerweise könnte man immer dieselbe Summe in jedes Projekt investieren. Dann hat man ein ausgeglichenes Risikoportfolio. Denn es kann sein, dass Unternehmen insolvent gehen, dass ein Projekt nicht funktioniert. Wenn man dann sein Geld genau in dieses Projekt gesteckt hat, ist das sehr enttäuschend. Durch die Diversifizierung gleicht sich das aus, ähnlich wie in einem Fonds.
Was unterscheidet eure Produkte darüber hinaus von klassischen Bankprodukten?
Neben dem Impact ist auch der Zins besonders groß – aber auch das Risiko ist größer. Letzteres muss man als Investor berücksichtigen. Jeder muss für sich überlegen, wie viel Prozent seines Anlagevermögens er in riskantere Anlageformen geben möchte, die aber auch eine höhere finanzielle Rendite versprechen. Wir sehen: Es gibt immer mehr Menschen, die bereit sind höhere Risiken auf sich zu nehmen – gerade, weil die positive Wirkung so hoch ist.
Ihr seid seit 2012 am Markt und habt euch weiterentwickelt. Inzwischen bietet ihr auch Anleihen an. Was hat es damit auf sich?
Als wir 2013 das erste Projekt an den Start gebracht haben – übrigens für 5000 € – gab es kaum Regulierung. Das hat sich dann aber recht schnell geändert. Wir durften nur Nachrangdarlehn finanzieren. Der Markt hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und wir dürfen inzwischen auch mehr anbieten. Der Grund weshalb wir Anleihen anbieten wollen, ist, dass wir in den Anleihen auch offiziell Sicherheiten an die Crowd übergeben können. Letzteres geht bei Nachrangdarlehn nicht. Unsere erste Anleihe ist jetzt online. Weitere Anleihen sind in Arbeit.
Du bist gelernte Maschinenbauingenieurin. Wie bist du bei bettervest gelandet?
Ich habe mich schon immer vom Unternehmertum angezogen gefühlt. In meinem damaligen Job habe ich Windturbinen verkauft und habe viele Unternehmer kennengelernt. Das fand ich sehr interessant. Als die Jungs von bettervest auf mich zukamen, war mir sofort klar, dass dieses Geschäftsmodell genau das ist, was der Markt braucht. Ich habe es selbst erlebt, dass es in dem angesprochenen Finanzierungsbereich bis zu 2 Mio. € keine Bankenfinanzierungen gibt. Die bettervest-Jungs wollten mich als Expertin für Energieeffizienz ursprünglich nur fragen, was ich von ihrem Geschäftsmodell halte – ich war dann so begeistert, dass sie mich gleich angeheuert haben (lacht). Dann bin ich mit eingestiegen und habe gesagt: So Leute, jetzt werde ich Unternehmerin. Und ich habe es nicht bereut!
Unser Kooperationspartner bettervest
Wenn es um's Crowdinvesting geht, lassen wir die Experten ran. Und solche Experten haben wir bei der Frankfurter Crowdinvesting-Plattform bettervest gefunden. Ähnlich wie die Triodos Bank entwickelt bettervest Lösungen, mit Geld den ökologischen und sozialen Wandel voranzutreiben. Deshalb haben wir uns in einer Kooperation zusammengeschlossen. Konkret heißt dies: Für die erfolgreiche Vermittlung einer Kundin oder eines Kunden erhalten wir eine Provision. Und im umgekehrten Fall gilt das Gleiche für bettervest.
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